Auf welche Weise kann interkulturelle Kompetenzvermittlung im Fremdsprachenunterricht gelingen?
Call for Contributions
Die Zeitschrift für interkulturellen Fremdsprachenunterricht (ZIF) feiert im Jahr 2020 ihr 25jähriges Bestehen. Das wollen die Herausgeber der ZIF (unter der Leitung von Britta Hufeisen, Jörg Roche und Christoph Merkelbach) mit einer Jubiläumsausgabe feiern. Den Themenschwerpunkt Interkulturalität betreut Andrea Cnyrim.
„Man lernt nie eine Sprache allein, man lernt eine ganze Welt mit ihr und um sie, und ohne
diese Welt lernt man die Sprache nicht…“ So beschreibt Hans Vermeer 1996, im Gründungsjahr der Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht, das Verhältnis von Spracherwerb und interkulturellem Kompetenzaufbau. Spätestens seit dieser auch im Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (GER) für Sprachen verankert ist, hat die Forderung Konjunktur, dass europäische Bildungspolitik mit der Mehrsprachigkeit auch die interkulturelle Kompetenz fördern müsse. 25 Jahre später ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen und zu fragen, auf welche Weise eine interkulturelle Kompetenzvermittlung, die diesem Anspruch genügt, im Fremdsprachenunterricht gelingen kann.
Wie sehen fremdsprachendidaktische Konzepte interkulturellen Kompetenzerwerbs aus, die über vergleichende Beschreibungen kulturspezifischer Realien oder Verhaltensweisen hinausgehen, indem sie einen dynamischen, interaktiven Kommunikationsbegriff zugrunde legen?
Wie können wir Sprachbenutzer dazu befähigen, ihre Wahrnehmung von Differenzen in Wertvorstellungen und Überzeugungen, Höflichkeitskonventionen, sozialen Erwartungen etc. in kulturenübergreifenden Aushandlungsprozessen zu nutzen, die zu wechselseitig zufriedenstellenden Ergebnissen führen?
Welche neuen Aufgaben erwachsen einem modernen interkulturellen Fremdsprachenunterricht, der laut GER neben dem Wissen über die andere Sprache und Kultur, neben der „Fähigkeit, die Ausgangskultur und die fremde Kultur miteinander in Beziehung zu setzen“ (GER, 2001: 106), neben der „kulturellen Sensibilität und der Fähigkeit, (…) verschiedene(…) Strategien für den Kontakt mit Angehörigen anderer Kulturen zu identifizieren und zu verwenden“ (GER, 2001: 106), auch die Fähigkeit ausprägen soll, „als kultureller Mittler zwischen der eigenen und der fremden Kultur zu agieren und wirksam mit interkulturellen Missverständnissen und Konfliktsituationen umzugehen“ (GER, 2001: 106) und darüber hinaus noch stereotype Beziehungen überwinden kann? Welche Unterrichtskonzepte liegen hier inzwischen vor?
Wie geht die Praxis des Fremdsprachenunterrichts mit der Forderung um, Lernende auf kulturelle Mittlerrollen und -funktionen vorzubereiten?
Wie kann Fremdsprachenunterricht die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität im Spannungsfeld von Reaktionen auf die vielschichtigen Erfahrungen mit dem Anderssein anderer Sprachen und Kulturen fördern?
Zitierte Quellen: Vermeer, Hans J. (1996), “Sprache oder Kultur?” Dolmetscher- und Übersetzerausbildung gestern, heute und morgen. Berliner Beiträge zur Translationswissenschaft. Akten des internationalen wissenschaftlichen Kolloquiums anläßlich des 100jährigen Jubiläums der
Dolmetscher- und Übersetzerausbildung Russisch an der Berliner Universität (1894-1994), veranstaltet an der Humboldt-Universität zu Berlin am 12. und 13. Mai 1995. Frankfurt am Main: Lang, 163-169.
Trim, John; North, Brian und Coste, Daniel (in Zusammenarbeit mit Joseph Sheils) (2001),
Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen.
Übersetzung Jürgen Quetz (in Zusammenarbeit mit Raimund Schieß, Ulrike Sköries und Günther Schneider). Berlin & München: Langenscheidt.